Europan 6 Wien Wohnen / PPAG Architekten

„stadt-land-schafft“ war der Titel des Siegerprojekts im Wettbewerb Europan 6 im Jahr 2001. Nach zwölfjähriger Entwicklungs- und Bauzeit soll das Gebäude nun seinen Bewohnern übergeben werden. Es ist mehr als ein Gebäude geworden! Es ist ein künstlicher Berg, eine Alternative zur Blockrandbebauung, mit einer piranesken, dreidimensionalen Stadtlandschaft im Inneren.

Basierend auf angewandter Raumgeometrie und objektiven Kriterien ergibt sich eine maximale Kubatur, die Nachbarschaftsinteressen, öffentlichen Raum etc.) punktgenau für den Standort einbezieht.

Nach den ursprünglichen Vorgaben des Wettbewerbs sollte das bergartige Gebäude unterschiedlich genutzt werden: Wohnungen mit Terrassen im Erdgeschoß, im Inneren Supermärkte, Fachgeschäfte und Gemischtwarenläden. Mit Hilfe des Bauzonensystems entwickelte sich das Projekt 2007 zu einem ungewöhnlichen Bebauungsplan, der den Berg in seiner Ausdehnung genau beschrieb und die darin nutzbare Grundfläche begrenzte.

Die Gewerbeflächen wurden im Zuge der Planung in Wohngebiete umgewandelt: Heute sind ein Kindergarten, ein Wohnheim und zahlreiche Gemeinschaftsräume (Gemeinschaftsküche, Wintergärten, Spielplätze, Schachterrasse etc.) fungiert als Miniaturstadt und bietet direkten Zugang zu den 200 Wohnungen.

Die Wohnungen selbst sind sehr unterschiedlich organisiert: teils mehrgeschossig, teils mit Lichtkuppeln, alle mit Fenstern zum Atrium und einer umlaufenden Außenterrasse.

Die Wettbewerbsaufgabe bestand darin, eine Grundlage für die Umwidmung eines Grundstücks in Simmering zu schaffen. Bereits in einem Vorgängerprojekt (Augarten, 1999) hatten sich die Architekten mit dieser abstrakten Vorstufe der architektonischen Planung und ihrer möglichen Verbesserung in der Praxis auseinandergesetzt und eine einfache, universell einsetzbare Methode zur Visualisierung der am jeweiligen Standort vorhandenen Bedingungen (z. B. Sonneneinstrahlung, lokaler Wind) entwickelt Richtungen oder Sichtverbindungen) in drei Dimensionen und schaffen so einen Möglichkeitsraum für zukünftige Entwicklungen, der eine flexible Interpretation zulässt.

Das aus dem Wettbewerb hervorgegangene bergartige Volumen des Gebäudes eignete sich gut für die angestrebte Nutzungsmischung, die die Wohnbebauung Alt Erlaa mit der Shopping City Süd gewissermaßen an einem Standort vereinen sollte.

Das bauliche Zonierungssystem der Wiener Bauordnung ermöglichte es, die errechnete Kubatur mit definierten Nutzungsgrenzen nahezu 1:1 in den Bebauungsplan zu übernehmen. Im Gegensatz zur Blockrandbebauung konzentriert sich das Volumen dieses Gebäudes in der Mitte des Grundstücks, um auch den unteren Etagen eine gute Perspektive zu bieten und Räume aufzuspannen, die mit der Nachbarbebauung kommunizieren.

Diese freiwillige Abweichung von der Baulinie, kombiniert mit dem Bürgersteig, schuf einen Platz mit allen Zugängen. Schon zu Beginn des Projektentwicklungsprozesses wurde klar, dass Wohnnutzungen stärker in den Vordergrund gerückt werden sollten – eine Herausforderung für die Typologie, die den Berg letztlich schlanker machte. Aktuell werden ein Kindergarten, ein Wohnheim zum Wohnen auf Zeit, Ateliers zum Wohnen und Arbeiten sowie 200 Wohnungen realisiert.

Ein wichtiger Faktor für die Identifikation der Bewohner sind die großzügigen, natürlich belichteten Erschließungszonen, die sich teilweise über vier Geschosse erstrecken, wobei große Atrien das Gebäude als interne Verkehrswege durchziehen.

Die Innenfassaden und Küchenfenster aller Wohnungen sind diesen Lichthöfen zugewandt, die jeder Bewohner beim Betreten und Verlassen des Gebäudes durchquert. Hier befinden sich für alle Bewohner zugängliche Räume – wie die Dachterrasse –: Nebenräume (Kinderwagen- und Fahrradräume, Abstellräume und Waschküche), Mehrzweck-/Bewegungsraum, Kinder-/Jugendspiel-/Spielzimmer, Kino, Wintergarten, Gemeinschaftsküche mit angrenzendem Sitzbereich, Bibliothek/Lernraum und Nischen/Raumsituationen mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten.

Die in alle Himmelsrichtungen ausgerichteten Wohnungen sind meist einseitig ausgerichtet, zeichnen sich dafür aber durch eine Vielzahl unterschiedlicher Grundrisse aus. Die umlaufenden silbernen Balkonbänder demonstrieren die Homogenität des Gebäudes nach außen.

Der kompakte, niedrige Baukörper mit seiner geringen Außenfläche und das durch die Form definierte Angebot an großen privaten Freiräumen sind Ansätze, neue, nachhaltige Modelle in der Stadt zu schaffen, die das traditionelle Einfamilienhaus obsolet machen.

Die innovative Entwurfsmethode generiert innovative Architektur. Gleichzeitig wird der Wohnhügeltyp in Wien in eine historische Kontinuität gesetzt, wenn man an die bewährten und viel beachteten Reihenhäuser des Architekten Harry Glück und die Studien von Hermann Czech erinnert.

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Projektdetails:
Ort: Wien, Österreich
Typ: Wohnen
Kosten: Euro 28.120.000
Bauherr: Baugenossenschaft FRIEDEN Wien
Architekten: PPAG Architekten ztgmbh – www.ppag.at
Status: Wettbewerb – Juni 2001; Baubeginn – Oktober 2011; Fertigstellung – November 2013